Neue Perspektiven für Studienabbrecher
Wer sein Studium nicht beendet, steht im ersten Moment als Verlierer da: kein Zertifikat in der Tasche, keine Ausbildung abgeschlossen, kein Job. Aber: Studienabbrecher sind wegen ihrer Lebenserfahrung und ihres Fachwissens in der Wirtschaft gefragt. Erfahre hier mehr darüber.
Volle Hörsäle, viel Theorie: Nicht jeder hat sich das Studium so vorgestellt. Es kann schnell der Eindruck entstehen, man lerne nichts – und dann ist es besser, die Notbremse zu ziehen. Denn bevor man sich bis zum Examen quält und dann möglicherweise mit einer schlechten Note abschließt, sollte man sich eingestehen, dass man nicht ins Hochschulsystem passt. Das ist übrigens überhaupt nicht schlimm, denn jenseits der Universitäten und Fachhochschulen werden Fachkräfte teils händeringend gesucht.
Studienabbrecher sind jedoch nicht nur potenzielle Azubis, sie bringen auch schon einiges mit, was in der Ausbildung von Nutzen sein kann:
- Lebenserfahrung: Der Studienabbruch war in der Regel eine Entscheidung, die man sich reiflich überlegt hat. Bis zu diesem Punkt hatte man ein Ziel vor Augen, hat sich eingestanden, dass man in die falsche Richtung galoppiert ist – und hat dann die Entscheidung getroffen, etwas zu ändern. Dadurch hat man mehr fürs Leben gelernt als viele andere in diesem Alter. Lebenserfahrung wird von Arbeitgebern geschätzt.
- Fachwissen: Selbst wenn man nur wenige Monate an der Hochschule war, hat man doch ein sehr spezielles Wissen erworben. Das kann bei einer Ausbildung durchaus sinnvoll sein.
- Strukturiertes Arbeiten: Wer es durchs Abitur geschafft und die ersten Semester Hochschule hinter sich hat, weiß, wie man strukturiert arbeitet und sich selbst organisiert. Ein unschätzbarer Vorteil.
- Kein Wunder also, dass Studienabbrecher bei Unternehmen durchaus beliebt sind. Insbesondere, da sich dort der Fachkräftemangel immer stärker bemerkbar macht. Auch die Bundesregierung hat das erkannt und 2015 ein Projekt gestartet, mit dem Studienabbrecher und die Wirtschaft zusammengebracht werden. Es läuft unter dem Namen Jobstarter plus und vereint insgesamt 51 Projekte bundesweit – beispielsweise in Aachen, Berlin und Paderborn. SWITCH in Aachen beispielsweise beschreibt sich selbst als „Full-Service-Agentur für Studienabbrecher/-innen“ und versucht, diese in einem dualen Studium unterzubringen. Dabei verbinden sich Praxiszeiten im Unternehmen mit theoretischen Einheiten an der Berufsakademie oder Hochschule. Studienabbrecher können sich ihre Hochschulzeiten sogar anrechnen lassen und so eine verkürzte Ausbildung absolvieren.
Wer kein duales Studium machen möchte, sondern sich für einen klassischen Ausbildungsberuf entscheidet, hat ebenfalls gute Chancen, einen Ausbildungsplatz in einer Firma zu finden. Nach der Ausbildung kannst du dich zum Facharbeiter oder sogar zum Meister weiterqualifizieren – wenn du das möchtest.