Großes Potenzial: Bewerber ohne Schulabschluss

Viele mittelständische Betriebe finden keine passenden Azubis. Doch durch einen Blick in die „zweite Reihe“ können Sie vielleicht verhindern, dass aus einer Lehrstelle eine Leerstelle wird.

Ob Maurer oder Bäcker: In Berufen, die nicht als besonders attraktiv gelten, tun sich Firmenchefs häufig schwer, den Wunsch-Auszubildenden zu finden. Nicht viel besser geht es Unternehmen, die aufgrund ihres anspruchsvollen Geschäfts hohe Anforderungen an die Qualifikation ihrer Auszubildenden stellen müssen.

Eine wesentliche Ursache für diese Situation ist die demografische Entwicklung: Die Schere zwischen der Anzahl der Lehrstellenbewerber und den angebotenen Ausbildungsstellen geht weiter auseinander – wegen der geringer werdenden Zahl an Schulabgängern und einer zunehmenden Akademisierung. Betriebe haben oft schlicht keine Alternative, als sich alle jugendlichen Bewerber näher anzusehen. Das muss kein Nachteil sein.

(Gute) Noten sind nicht alles
Bedenken Sie: Das Zwischen- oder Abschlusszeugnis ist nur das eine. Schwächere Bewerber oder solche ohne Schulabschluss haben oft Qualitäten, die nicht unmittelbar sichtbar sind. Und so mancher Vorzug kann sich noch entwickeln, wenn Sie die Jugendlichen wertschätzend behandeln. Diese Qualitäten zu erkennen ist die eigentliche Herausforderung bei der Personalauswahl. Nutzen Sie verschiedene Methoden, um sich einen Gesamteindruck zu verschaffen:

  • Beurteilen Sie die schriftliche Bewerbung
  • Achten Sie im Zeugnis auf Aussagen zu Sozialverhalten und Zuverlässigkeit
  • Lassen Sie den Jugendlichen praktische Aufgaben absolvieren
  • Machen Sie sich im persönlichen Gespräch ein Bild von der Motivation und Leistungsbereitschaft Ihres Kandidaten

Vorab näher kennenlernen
Mit Abschluss eines Ausbildungsvertrags binden Sie sich für mehrere Jahre. Wer würde da nicht gern wissen, worauf er sich einlässt? Ein bewährtes Mittel: Präsentieren Sie Ihr Unternehmen und Ihre Ausbildungsanforderungen bereits in der Schule. Bieten Sie Interessenten ein Schülerpraktikum oder einen Ferienjob an. Dies muss auch für Bewerber gelten, die nicht durch gute Noten glänzen. Auf diese Weise erhalten Sie die Möglichkeit, den Kandidaten in Augenschein zu nehmen, bevor sie Ihre Unterschrift unter den Ausbildungsvertrag setzen. So bekommen Sie ein Gespür dafür, ob der Jugendliche ausreichendes Potenzial hat und wo er vermutlich noch Unterstützung brauchen wird.

Eine Investition, die sich auszahlt
Gerade wenn sie sonst keine Chance erhalten haben, sind viele der schwächeren Schulabgänger dankbar. Oft werden aus ihnen engagierte Mitarbeiter, die dem Unternehmen lange treu bleiben.