Gibt es Alternativen zu den Niedrigzinsen?
Die Zinsen verharren seit Jahren auf niedrigstem Niveau. Die Aktienkurse, die bislang immer wieder neue Höchststände erreichten, hatten zuletzt unter den Börsenturbulenzen in China zu leiden. Dazu sorgen Dauerthemen wie Griechenland für Unsicherheit. Auch in Südholstein fragen sich deshalb Anleger, wo und wie sie ihr Geld anlegen sollen. Entsprechend groß war das Interesse der geladenen Gäste, von DekaBank-Chefvolkswirt Dr. Ulrich Kater Anlageperspektiven aufgezeigt zu bekommen.
Wer als Anleger im aktuellen Niedrigzinsumfeld nur auf Sparbuch, Tagesgeldkonten und hundertprozentig sichere Geldmarkt- oder deutsche Staatsanleihen setzt, hat keine Chance, die Inflationsrate zu schlagen und damit den realen Wert seines Vermögens zu erhalten, geschweige denn zu vermehren. „Wir wollen einen Blick auf die Hintergründe dieser Entwicklung und mögliche Handlungsoptionen werfen“, so beschrieb Martin Deertz, Vorstandsmitglied der Sparkasse Südholstein, in seiner Begrüßung die Motivation des Hauses, das aktuelle Anlageumfeld von einem ausgewiesenen Experten wie Dr. Ulrich Kater beleuchten zu lassen.
Aktienkultur zeigt sich nicht, wenn die Kurse steigen, sondern wenn sie fallen. Wer bei vorübergehenden Turbulenzen wie etwa gegenwärtig nicht nur seine Aktienbestände hält, sondern zu günstigeren Kursen dazu kauft, der hat das Wesen der Börse besser verstanden, als diejenigen, die den dicken Schlagzeilen und den kurzen Trends hinterherlaufen.
Das Niedrigzinsumfeld bleibe noch lange erhalten. Die hohe Verschuldung sei der Grund, warum die Europäische Zentralbank in Frankfurt die Zinsen immer weiter gesenkt habe und auch auf längere Sicht auf diesem niedrigen Niveau belassen werde. Damit gebe die Geldpolitik der Wirtschaft Zeit, die Schulden abzubauen und verhindere ein Platzen der Kreditblase. Die Schulden seien über mehr als 20 Jahre angehäuft worden. Für eine Korrektur würden deshalb ebenfalls 15 bis 20 Jahre benötigt werden. Eine derartige Zinsentwicklung stellt alles in den Schatten, was Deutschland je erlebt hat und eine schnelle Wende sei nicht in Sicht.
„Nachvollziehbarerweise misstrauen viele deutsche Anleger den Schwankungen an den Aktienmärkten, und nicht wenige geraten schnell in Panik, wenn die Kurse fallen“, bemerkt Kater. Dabei gehören Kursschwankungen, nicht nur in Zeiten von China und Griechenland, nun einmal zum Wesen dieser Anlageklasse. Da Aktien aber ein langfristiges Anlageinstrument sind, bilden die jüngsten Korrekturen keinen triftigen Grund, den Aktienbörsen fernzubleiben. „Trotz der jüngsten Verunsicherungen halten wir an unserer generellen Einschätzung der Finanzmärkte fest. Für die Aktienmärkte der Industrie-länder, insbesondere Eurolands, rechnen wir mit einer Kurserholung nach der Korrektur und einer Wiederaufnahme des moderaten Aufwärtstrends bei weiterhin hohen Schwankungen“, so Kater.
Was heißt all das für den Anleger? Aktien sind und bleiben im derzeitigen Niedrigzinsumfeld attraktiv. „Die Deutschen müssen ihr Anlageverhalten ändern, wenn sie ihr Kapital erhalten wollen. Renditen oberhalb der Inflationsrate werde es auf absehbare Zeit nur dort geben, wo eng an der realen Wirtschaft, also in Aktien, Unternehmens-anleihen oder Immobilien investiert wird“, so das Fazit des DekaBank-Chefvolkswirts. Damit wird selbstverständlich kein Kunde allein gelassen. Ein umfassendes Beratungsgespräch ist äußerst wichtig.
Dr. Ulrich Kater war von 1995 bis 1999 im Stab der „fünf Wirtschaftsweisen“ für die Themen Geldpolitik und Kapitalmarkt verantwortlich. Seit 1999 arbeitet er am Aufbau der Volkswirtschaftlichen Abteilung der DekaBank mit, seit 2004 ist er Chefvolkswirt der DekaBank. Zudem nimmt er Lehraufträge an der Universität Witten-Herdecke und der Zeppelin University Friedrichshafen wahr.