„Wir sind da. Wir erfüllen unsere Aufgabe.“ – Interview mit dem Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Südholstein, Andreas Fohrmann

„Wir sind da. Wir erfüllen unsere Aufgabe.“ – Interview mit dem Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Südholstein, Andreas Fohrmann

 

Die Corona-Krise hat ungeahnte Auswirkungen auf unser aller Leben und Arbeiten. Was ist im Moment das Wichtigste in der Sparkasse Südholstein?

Das Wichtigste ist die Gesundheit der Menschen, unserer Kunden und Mitarbeiter. Wir sind aus einem vergleichsweise sorgenfreien Leben in die größte Herausforderung der letzten 70 Jahre katapultiert worden. Mit Corona hat sich der Alltag beruflich und privat stark verändert. Die Lage ist ungewohnt und Informationsstände ändern sich rasend schnell. Diese große Herausforderung können wir nur gemeinsam meistern.

Aber klar ist auch: Die Sparkassen sind neben den Genossenschaftsbanken die wohl wichtigsten Anlaufstellen für alle Gewerbetreibenden und Unternehmen, die jetzt Liquidität zum wirtschaftlichen Überleben brauchen. Und nicht zuletzt gewährleisten wir den Zugang zu Bargeld und sichern die kreditwirtschaftliche Infrastruktur, insbesondere den Zahlungsverkehr.

Kurz gesagt: Wir sind da. Wir erfüllen unsere Aufgabe.

 

Wie bewältigen Sie diese Aufgabe unter den erschwerten Bedingungen?

Wir haben frühzeitig unseren Krisenstab einberufen und die richtigen Maßnahmen ergriffen, um möglichen Auswirkungen der Corona-Krise auf die Sparkasse zu begegnen und den Geschäftsbetrieb dauerhaft sicherzustellen. Wir haben unsere Mitarbeiter auf verschiedene Standorte verteilt und ins Homeoffice geschickt, um Ansteckungen und Quarantänefälle zu vermeiden. Da alle Mitarbeiter mit iPads und Video-Chat-Möglichkeiten ausgestattet sind, kann auf persönliche Besprechungen und Dienstreisen weitgehend verzichtet werden.

Ein Teil unserer Mitarbeiter bleibt zurzeit zu Hause und wechselt sich in festgelegten Rhythmen mit den derweil eingesetzten Kollegen ab. So können mögliche personelle Engpässe durch Krankheit, Schul- oder Kita-Schließungen aufgefangen werden.

Diese Vorsorgemaßnahmen gewährleisten, dass den Menschen in der Region in der Corona-Krise weiterhin persönliche Ansprechpartner und der Zugang zu Finanzdienstleistungen zur Verfügung stehen. Im Fall einer etwaigen vom Gesundheitsamt angeordneten Schließung einzelner Filialen blieben uns immer Ausweichoptionen. Und auch die Handlungsfähigkeit der zentralen internen Einheiten ist nachhaltig abgesichert. 

 

Greifen diese Maßnahmen bislang so, wie Sie es sich vorgestellt haben?

Absolut. Wir haben bis heute keinen Corona-Krankheitsfall und haben uns auch unter den neuen Rahmenbedingungen gut organisiert. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie stolz ich auf meine Mannschaft bin. Die Kolleginnen und Kollegen sind hochmotiviert, ziehen alle an einem Strang und leisten eine hervorragende Arbeit.

 

Wie sieht die Arbeit aktuell in der Sparkasse aus?

Wir arbeiten im Hochbetrieb, auch wenn es nach außen manchmal ruhig aussieht. Alle Filialen sind ja besetzt, auch wenn in vielen nur der SB-Service direkt für die Kunden erreichbar ist. Die Mitarbeiter telefonieren und chatten mit den Kunden dort hinter verschlossenen Türen. Das sind zwar Einschränkungen im persönlichen Kundenverkehr, aber dafür haben unsere Kunden großes Verständnis, weil wir ja weiterhin für sie erreichbar sind. Die Alternativen werden von unseren Kunden sehr gut angenommen. Es ist erstaunlich, wie problemlos viele Kunden auf eine Beratung per Telefon und Video-Chat umschwenken. Gerade haben wir zum ersten Mal eine komplette Baufinanzierung auf diesem Weg abgeschlossen.

Darüber hinaus ermöglichen uns diese Maßnahmen, unsere Kräfte zu bündeln und für die jetzt akut wichtigen Aufgaben für unsere Kunden einzusetzen. Zum Beispiel ermöglichen wir Privatkunden die Aussetzung von Zins- und Tilgungszahlungen bei Darlehen, wenn sie aufgrund der Folgen der Corona-Krise ihren Verpflichtungen vorübergehend nicht mehr nachkommen können. Eine große Herausforderung ist zudem die Umsetzung der Hilfsprogramme für die Unternehmen in unserer Region. Als Hausbank übernehmen wir hier ein hohes Maß an Verantwortung und gehen auch in Vorleistung, um schnell und unbürokratisch zu helfen. 

 

Gibt es viele Unternehmen, die Fördermittel in Anspruch nehmen wollen oder müssen?

Die Betroffenheit der Unternehmen in der Region ist ganz unterschiedlich: Es gibt die kleineren Betriebe und Selbstständigen, deren Geschäft durch die Folgen der Corona-Krise schlagartig komplett eingebrochen ist und die sofort Mittel benötigen. Viele können Soforthilfen beantragen. Die Antragstellung läuft nicht über die Hausbanken, aber wir beraten unsere Kunden natürlich umfassend dazu.

Der überwiegende Teil unserer Kunden hat diesen kurzfristigen Bedarf aber nicht, sondern informiert sich aktuell in erster Linie über die verschiedenen Möglichkeiten. Diese Kunden gehen sehr ruhig und besonnen vor, um das Richtige für ihr Unternehmen zu tun. Und dabei stehen wir mit unseren über 100 Firmen- und Gewerbekundenberatern an ihrer Seite.

Wir fühlen uns unseren langjährigen Kunden verpflichtet, besonders in Krisenzeiten, beraten sie umfassend und suchen gemeinsam mit ihnen nach der besten Lösung. Diese setzt sich meistens aus verschiedenen Maßnahmen zusammen, angefangen von Steuererleichterungen, Kurzarbeitergeld oder Zuschüssen über Förderkredite und/oder Tilgungsaussetzungen und noch einiges mehr. Am Ende ergibt sich meistens ein ganzes Maßnahmenpaket, das individuell auf den Kunden und seine Betroffenheit ausgerichtet ist.

 

Fließen die Mittel denn schnell genug, um die Unternehmen vor dem Schlimmsten zu bewahren?

Uns ist es wichtig, dass die Hilfen möglichst schnell und wirksam bei den wirklich Betroffenen ankommen. Deshalb haben wir unsere Abläufe deutlich verschlankt, zahlreiche Erleichterungen und Vereinfachungen veranlasst und sowohl in der Kundenbetreuung als auch für die Bearbeitung der Anträge mehrere Task Forces aufgestellt. Da die KfW-Mittel erst Mitte April ausgezahlt werden, gehen wir in Vorleistung und zahlen zum Teil selbst aus, um unseren Kunden schon jetzt ihre Liquidität zu sichern. Oder wir überbrücken die Zeit bis zur Auszahlung der Fördermittel, zum Beispiel durch die Aussetzung von Tilgungsleistungen oder die unbürokratische Erhöhung des Kreditrahmens. In vielen Fällen können wir auch direkt helfen, weil tatsächlich keine Förderkredite benötigt werden oder die Finanzierungswünsche nicht zu den Förderbedingungen passen.

Eines möchte ich hier ganz klar sagen: Als Kunde der Sparkasse Südholstein bekommt jedes Unternehmen, das vor der Corona-Krise gesund war und ein tragfähiges Geschäftsmodell hat, die Hilfe, die es benötigt. Bisher haben wir für jeden unserer Kunden, der Bedarf hat, eine Lösung gefunden. Und so werden wir es auch weiterhin tun. Wir stehen auch und besonders in Krisenzeiten an der Seite unserer Kunden. Das macht für uns eine wahre Partnerschaft aus.