Geld geschenkt? Gibt‘s nicht!

Geld geschenkt? Gibt‘s nicht!

 

Es klingt zu gut, um wahr zu sein: Auf Insta oder per WhatsApp verspricht dir jemand großen und schnellen Reichtum. Du musst dafür nur zuerst etwa 500 Euro verschenken. Wer so großzügig ist, der wird angeblich mit dem Vielfachen dieser Summe belohnt werden. Doch das ist Quatsch.

Schenkkreise, Herzfrauen, Sonnenkind – diese Wörter klingen heimelig, nach Wärme und Nähe, nach Freude und Glück. Böses verbindet damit oft nur, wer selbst schon auf Gruppen mit diesen und ähnlichen Namen hereingefallen ist. Denn hinter ihnen verbergen sich sogenannte Schneeballsysteme. Ihre Mitglieder wollen nur eins: dein Geld.

Besonders vorsichtig solltest du werden, wenn du in den sozialen Medien aufgefordert wirst, einer Gruppe mit einem solchen wohlklingenden Namen beizutreten. Denn auch wenn man bei Insta, TikTok oder WhatsApp oft eine Verbundenheit zu den anderen spürt, ist man vielen doch genauso fremd wie Menschen auf der Straße. Du kannst nie wissen, ob der Mensch überhaupt existiert, mit dem du in den sozialen Medien chattest – zumindest dann nicht, wenn du ihn nicht persönlich kennst. Seine Geschichte und sein Profil können ein einziger Fake sein.

Wie funktionieren Schneeballsysteme?

Vorsichtig solltest du immer dann werden, wenn du Geld zahlen sollst, um im Gegenzug schnell reich zu werden. Denn so weit kommt es üblicherweise nicht. Zwar bekommen diejenigen, die das Schneeballsystem ins Leben rufen, von denen, die sie angeworben haben, häufig recht viel Geld geschenkt. Allerdings müssen schnell sehr viel mehr Menschen gefunden werden, die sich daran beteiligen. Ein Beispiel: Spricht der Initiator acht Teilnehmer an, die ebenfalls je acht Mitglieder finden müssen, sind schon 73 Menschen in das System verwickelt. Eine Stufe weiter sind es bereits über 500, die Geld verschenken müssten.

Da ist die Versuchung groß, in den sozialen Medien nach Unbekannten zu suchen, bei denen man keine Hemmungen hat, sie auszunutzen. Schließlich kommt man so schnell mit neuen Menschen in Kontakt. Und die Rund-um-die-Uhr-Kommunikation kann einer Art Gehirnwäsche gleichgesetzt werden. Wer in einem Schenkkreis ist, taucht oft in seine eigene Realität ein und blendet den Verstand aus. Darum interessieren sich für Schenkkreise auch die Sektenbeauftragten.

Multi-Level-Marketing oder Schenkkreis

Nicht verwechseln darf man einen Schenkkreis mit sogenanntem Multi-Level-Marketing (MLM), Network-Marketing oder Empfehlungsmarketing. Denn im Gegensatz zum Schneeballsystem werden bei diesen Strukturbetrieben Produkte verkauft – auch wenn deren Qualität nicht immer den Anforderungen der Kunden entspricht. Darum ist MLM nicht verboten.

Bei Schneeballsystemen wird dagegen keine Ware verkauft. Es geht um menschliche Beziehungen und darum, anderen Geld zu geben und dafür selbst welches zu bekommen. Zwischen beiden Systemen gibt es eine Grauzone. Ganz klar geregelt ist jedoch: Schneeballsysteme beziehungsweise das Anwerben anderer Teilnehmer ist in Deutschland gesetzlich verboten. Wer also unbedingt einem Schenkkreis beitreten möchte, kann das tun. Wer anderen Menschen sein Geld schenken möchte, darf das machen. Beginnst du allerdings damit, andere für dieses System zu gewinnen, machst du dich strafbar. Denn das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb legt in Paragraf 16, „Strafbare Werbung“, fest, dass Schenkkreise sittenwidrig und illegal sind. Wer das Gesetz missachtet, muss mit einer Geldstrafe oder sogar zwei Jahren Gefängnis rechnen.

So erkennst du ein Schneeballsystem

Vorsichtig solltest du darum immer dann werden, wenn dir jemand eine angeblich geniale Geschäftsidee vorschlägt und du scheinbar vom Sofa aus reich werden kannst. Sobald du Geld überweisen sollst, um selbst einen Geldsegen zu erhalten, gilt: Finger weg! Das ist auch der Fall, wenn die Zahl der Teilnehmenden ständig steigen muss und du neue Mitglieder werben sollst.

Tipp: Hast du dich ködern lassen, solltest du Anzeige erstatten. Die Wahrscheinlichkeit ist zwar eher gering, dass du dein Geld zurückbekommst – aber erstens kannst du durch eine Anzeige andere vor der gleichen Gefahr bewahren, und zweitens kann die Polizei nur aktiv werden, wenn sie weiß, was vor sich geht.

Bei der Gewerkschaft der Polizei findest du weiterführende Informationen zu diesem Thema.

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